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Ehemalige Heimkinder

Das Sankt Vincenzstift hat sich einem offenen Umgang mit den Schicksalen ehemaliger Heimkinder des Sankt Vincenzstifts und der Jugendhilfe Marienhausen verschrieben und veranlasste Anfang der 2010er Jahre die wissenschaftliche Aufarbeitung der Vorwürfe des sexuellen Missbrauchs in den 1950er bis 1970er Jahren.

Begegnung mit der eigenen Vergangenheit

Das Sankt Vincenzstift hat sich einem offenen Umgang mit den Schicksalen ehemaliger Heimkinder verschrieben. Seit der Bundestag Ende der 2000er Jahre einen Runden Tisch eingerichtet hatte, um die Heimerziehungspraxis der Nachkriegszeit aufzuarbeiten, meldeten sich vermehrt Ehemalige. Viele von ihnen wollten Einsicht in ihre Akte nehmen oder Photos von früher sehen, andere wollten die Räume besichtigen, in denen sie lebten. Bei der Begegnung mit ihrer Vergangenheit erhalten sie von uns professionelle Hilfe. Denn wir wissen, dass für viele der Weg in ihre Kindheit schwer ist. Die ehemaligen Heimkinder, die bislang von unserem Angebot Gebrauch gemacht haben, waren dankbar für diese Begleitung. Sie lernten dabei auch das Sankt Vincenzstift von heute kennen. Wenn wir die Vergangenheit schon nicht ungeschehen machen konnten, so tat es ihnen gut zu sehen, dass es heute ganz anders ist.

In der Diskussion wurde deutlich, dass geschlossene Systeme sexuellen Missbrauch begünstigen. Deshalb sorgen wir heute bei uns für offene Systeme.

Wir können das Vergangene nicht ungeschehen machen. Aber wir können den Betroffenen helfen, das Erlebte zu verarbeiten. Und wir haben die Pflicht dafür zu sorgen, dass so etwas nicht mehr passiert.

Ehemalige lade ich herzlich ein, zu uns zu kommen. Bitte melden Sie sich bei Lothar Schöbinger. Er wird alles Weitere koordinieren.

Dr. Dr. Caspar Söling, Sprecher der Geschäftsführung, Sankt Vincenzstift gGmbH

Wissenschaftliche Aufarbeitung der Jahre 1945-1970

Im Rahmen einer Öffentlichen Anhörung im Hessischen Landtag zum Thema „Ehemalige Heimkinder" Ende Oktober 2009 hatte eine ehemalige Bewohnerin des Sankt Vincenzstiftes Vorwürfe des sexuellen Missbrauchs durch Pfarrer Rudolf Müller, der von 1958 bis zu seinem Tod 1970 Direktor des Sankt Vincenzstiftes war, erhoben. Danach meldeten sich weitere Frauen und erhoben die gleichen oder ähnliche Vorwürfe.

Um die Vorwürfe zu überprüfen, hatte das Sankt Vincenzstift direkt nach deren Bekanntwerden eine Kommission eingerichtet, die aus Bischof em. Kamphaus und einer Spezialistin bestand, die auch Mitglied der bischöflichen Kommission für sexuellen Missbrauch durch Geistliche im Bistum Münster ist. Das Ergebnis dieser Kommission floss auch in den Arbeitskreis des Bistums Limburg ein, der sich um die Aufklärung von Missbrauchsvorwürfen bemüht.

Das Sank Vincenzstift hat im Laufe der Klärung der Mißbrauchsvorwürfe entschieden, ein nach Rudolf Müller benanntes Wohnhaus der Einrichtung umzubenennen.

Sankt Vincenzstift und Jugendhilfe Marienhausen stellen sich der Geschichte im Rahmen einer wissenschaftlichen Aufarbeitung

Die Begleitung der Betroffenen ist uns nicht genug. In unseren Leitsätzen heißt es: „Wir organisieren Fachlichkeit und beachten dabei die Zeitbedingtheit pädagogischer Konzepte." Um die Geschichte des Sankt Vincenzstiftes in der Nachkriegszeit bis 1970 aufzuarbeiten, hatte die Einrichtung Kontakt mit Historikern der Ruhr-Universität Bochum aufgenommen. Ab Frühjahr 2010 haben Dr. Andreas Henkelmann und Dr. Bernhard Frings, Experten für Caritasgeschichte an der Ruhr-Universität Bochum, die vorhandenen Akten gesichtet und das Thema wissenschaftlich aufgearbeitet. Dabei wurden auch Interviews mit Zeitzeugen, also BewohnerInnen und MitarbeiterInnen aus der damaligen Zeit geführt.

In die Untersuchung und Aufarbeitung wurde auch die Jugendhilfe Marienhausen einbezogen, die in den Nachkriegsjahren von den Salesianern Don Boscos geleitet wurde und sich heute in Trägerschaft des Sankt Vincenzstiftes befindet.

Die Ergebnisse der Studie wurden 2013 der Öffentlichkeit vorgestellt.

Was das St. Vincenzstift in den vergangenen Jahren getan hat

Das Sankt Vincenzstift hat schon vor vielen Jahren damit begonnen, die in den Nachkriegsjahren vorherrschende „Verwahrung" der Bewohner durch eine fachlich fundierte Betreuung und Förderung zu ersetzen.

Pädagogische Erneuerung

Bereits in den 1970er Jahren wurde die Pädagogik immer stärker in den Vordergrund gerückt. Der damalige Direktor, Prof. Dr. Dr. Franz Kaspar, der das Vincenzstift von 1970 bis 2006 leitete, führte als Erster einen Ehrenkodex ein, den Mitarbeiter noch heute bei ihrer Einstellung unterschreiben müssen. Wer einen Bewohner schlägt/misshandelt, wird entlassen. Parallel wurde die Mitarbeiterschaft qualifiziert: Beispielsweise wurden vermehrt Pädagogen eingestellt und Fortbildungsmaßnahmen durchgeführt.

Ein weiterer wichtiger Schritt war die Gründung der Fachschule für Sozialwirtschaft, Fachrichtung Heilerziehungspflege am Sankt Vincenzstift im Jahr 1978. Ziel war damals und ist bis heute die Qualitätssicherung in der Begleitung der Menschen mit Behinderung über das Sankt Vincenzstift hinaus. Die enge Kooperation mit der Einrichtung macht es möglich, die fachtheoretische und die fachpraktische Ausbildung unter einem Dach zu absolvieren. Dadurch ist eine unmittelbare Praxisnähe vom ersten Tag an sichergestellt. Die Studierenden können rechtzeitig prüfen, ob die von ihnen gewählte Berufstätigkeit die für sie angemessene ist. Sie können ihre Belastbarkeit feststellen und besitzen im Vergleich mit anderen Ausbildungen eine größere Sicherheit und Festigkeit beim späteren Eintritt in ihren Beruf.

Wie wir Qualität in der Begleitung sicherstellen

Heute orientiert sich unsere pädagogische Arbeit mit unserem Zukunftsprozess „Mit ins Leben gehen" an den Grundsätzen der Selbstbestimmung/Autonomie und Teilhabe.

Die MitarbeiterInnnen verstehen sich zunehmend als AssistenInnen und sind von einer Kultur der Achtsamkeit geprägt.

Unser Selbstverständnishaben wir gemeinsam mit den MitarbeiterInnen erarbeitet.

Im Pädagogischen Seminar überprüfen wir regelmäßig unsere Arbeit auf Fachlichkeit und Menschenwürde.

Qualitätszirkel sollen regelmäßig die Arbeit auf den Wohngruppen reflektieren und fortentwickeln. Dabei liegt unser Augenmerk immer auf den Bedürfnissen der Bewohner.

Ergebnisse der Heimkinderstudie an Projekt des Bistums Limburg übergeben

Im März 2020 hat das Sankt Vincenzstift die Ergebnisse der Heimkinderstudie an ein Projekt des Bistums Limburg übergeben, in dessen Rahmen Missbrauchsfälle durch Priester aufgearbeitet werden. Es sei wichtig, die Ergebnisse für das Sankt Vincenzstift und die Jugendhilfe Marienhausen bei der Aufarbeitung berücksichtigen.

Neue Verfahren zur Anerkennung des Leids Betroffener

Zum 1. Januar 2021 ist deutschlandweit eine neue Ordnung für das Verfahren zur Anerkennung des Leids für Betroffene sexuellen Missbrauchs im kirchlichen Bereich in Kraft getreten und hat das seit 2011 praktizierte Verfahren abgelöst.

Das neue Verfahren beinhaltet, dass auch Opfer sexuellen Missbrauchs durch den ehemaligen Direktor (1958-1970) des Sankt Vincenzstiftes, Pfarrer Rudolf Müller, die Chance haben, höhere materielle Anerkennung für erlittenes Leid zu erhalten als bislang.

Die Entscheidung zur Leistungshöhe wird nun durch die Unabhängige Kommission für Anerkennungsleistung (UKA) getroffen. Die sieben Mitglieder handeln weisungsunabhängig und sind keine Mitarbeiterinnen oder Mitarbeiter der katholischen Kirche.

Die Antragstellung erfolgt wie bisher über die bekannten Ansprechpartner im Bistum Limburg.

Die neue Verfahrensordnung sowie weitere Informationen finden Sie unter www.dbk.de auf der Themenseite Sexueller Missbrauch.

Die Formulare für das neue Verfahren stehen ebenfalls dort bereit:

Nehmen Sie gerne Kontakt mit uns auf

Lothar Schöbinger

Leitung Betreutes Wohnen / Ansprechpartner Ehemalige Sankt Vincenzstift/Jugendhilfe Marienhausen

Sankt Vincenzstift gGmbH
Vincenzstraße 60
65385  Rüdesheim am Rhein
06722 9371911
06722 40688511
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